Ein Projekt von realities:united, Beratung: Susanne Jaschko
Leipzig/Berlin 2012-2013
2012 startete der Wettbewerb um die Gestaltung des Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmals. realities:united luden Susanne ein, beratend tätig zu sein und ihr Denkmalkonzept zu schärfen. Der Entwurf erhielt den 2. Preis im Wettbewerb, wurde aber, ebenso wie das Gewinnerprojekt, nicht realisiert.
Das Freiheits- und Einheitsdenkmal schlägt eine Brücke vom klassischen Denkmal hin zu einem lebendigen, öffentlichen Forum und verbindet damit den historischen Wendepunkt in der Geschichte der DDR und Gesamtdeutschlands, den 9. Oktober 89, mit den Bürgerbewegungen der Gegenwart und Zukunft. Konkret manifestiert sich das Denkmal in mehreren, ineinander greifenden Elementen: einer sich in der Fläche ersteckenden, teils permanenten, teils prozessualen Bodenplastik auf dem zukünftigen Platz der Friedlichen Revolution, einer Internet basierten, öffentlichen Plattform, sowie einer gemeinnützigen Stiftung, welche den fortlaufenden Denkmalprozess organisiert und finanziert.
Das physische Denkmal gliedert sich in zwei Teile: Das ‘innere Denkmal’ ist ein Gedenkort für die Ereignisse von 1989. Das Zentrum der Denkmalanlage bildet ein offener, länglich fluchtender Körper, der von zwei langen, verspiegelten Wandscheiben gebildet wird. Durch vielfache Spiegelung entsteht die Illusion eines endlosen kreisförmig gekrümmten Raumes. Die sich wiederholenden Spiegelungen der gegenüberliegenden Wandscheiben bilden in der Wahrnehmung der Betrachter einen großen ringförmigen Raum.
Der zweite Teil des Denkmals ist eine dynamische Platzgrafik, die als gut erkennbares Zeichen im Stadtraum erscheint. Hier wird ein zeitlich unbegrenzter Prozess zur Förderung des politischen und gesellschaftlichen Engagements in Gang gesetzt, der den Denkmalplatz zum Ort für politische Demonstrationen der Gegenwart macht. Dabei dient der Platz nicht nur politischen Aktionen selbst, sondern er archiviert auch dauerhaft die von der Bevölkerung die Protestaktionen geäußerten Forderungen und Anliegen, die auf die Platzoberfläche geschrieben werden. Zusätzlich werden die Protestaktionen digital archiviert und online zugänglich gemacht. Durch die Platzbeschriftung entsteht eine knapp 4000 Quadratmeter große kreisförmige Grafik, die sich schrittweise selbst übermalt und sich auf diese Weise einmal pro Jahr erneuert.
Entsprechend dieses grundsätzlich neuen Verständnisses vom Denkmal stellt dieser Entwurf die Finanzierung quasi auf den Kopf. Statt die zur Verfügung stehenden Mittel in einem Bauwerk zu verbrauchen, dessen Erhalt später zusätzliche Kosten verursacht, bleiben die Mittel in Form einer gemeinnützigen Stiftung dauerhaft erhalten. Ihre Überschüsse sichern den permanenten Denkmalprozess auf unbegrenzte Zeit. Die Stiftung hat zusätzlich den Auftrag, bei Bedarf den Denkmalprozesses dem Wandel der Zeit anzupassen.